Ermattet lag ich kurz nach Mittag in meiner Wohlfühl-Oase, im Blumentopf.

Veröffentlicht auf von g. Weber

4230700445_79675ce758.jpgEdi die Eintagsfliege -


Hallo, ich bin Edi,
die Eintagsfliege. Den heutige Tag möchte ich Euch jetzt schnell schildern.
Ich bin eine Eintagsfliege. Eine Frühgeburt. Um halb 4 Uhr in der Früh, erblickte ich das Licht der Welt.
Es duftete nach Erde nach grüner Natur. Diese Naturverbundenheit hat mich bis jetzt nicht losgelassen.
Es war im Blumentopf.
Ich war nicht alleine viele, sehr viele hatten den gleichen Geburttermin.
Es wimmelte von Spielkameraden. Schon nach einigen Minuten die ersten Flugversuche.
Abstürze. Wieder hinauf. Dann die Lerneinheiten von den Großen dazwischen. Öde.
In den Pausen Ausflüge mit den Kumpels. Wir wagten uns an die gefährlichsten Stellen, holten Futter und Getränke. Hatten unseren ersten Rausch auf einem Zwetschkenkern. Eine unbeschwerte Zeit.
Es war später Vormittag, wir waren wie Halbstarke unterwegs, da tauchten Sie auf.
Die Erikas, die Monas, die Sigrids ach Gott, dünne, dicke, große, kleine, gescheite, dumme alles mögliche.
Viele um schwirrten uns.
Uns wurden die Köpfe verdreht. Besser gesagt wir schwebten im siebenten Himmel. Fanden aus einer gewissen Hirnblockade nicht mehr heraus. Machten ein Abenteuer nach dem Anderen um den Mädchen zu imponieren.
Kleinere Unfälle waren an der Sekundenordnung.
Es war die anstrengendste Mittagszeit meines Lebens.
Ermattet lag ich kurz nach Mittag in mein Wohlfühl-Oase, im Blumentopf.
Den Naturduft um mich. Da flog Sie vorbei. Eine Eintagsfliegenengelchen. Eine Königin in meinen Augen.
Sie setzte sich auf meinen Lieblingsplatz der Oase und blinzelte mir zu. Sie hieß Finni.
Ich war hin und weg. Den Rest des Lebens will ich mit Ihr verbringen.
Schon stand ich auf, umflog die Pflanze, machte einen Looping vor Ihren Augen und setzte mich zu Ihr.
Wir redeten, teilten unser Futter, unser trinken. Nach ein paar Sekunden teilten wir alles miteinander.
Die Eintagsfliegenfrau für`s Leben.
Am späten Nachmittag stand unser Hochzeitflug an. Ich denke wir waren sehr nervös.
Die vielen Zuschauer. Aber es gelang alles, wie wir uns wünschten.
Um 6 Uhr hatten wir schon unsere ganze Familienplanung abgeschlossen.
Die ganzen Vorräte für die Pension hatten wir um halb Acht Uhr bei einander.
Gerade rechtzeitig mit Chips beim Hauptabend-Programm gemütlich im Blumentopf vor dem Fernseher bequem, in Stille beieinanderliegend. Der Film dauert eineinhalb Stunden. Die Zeit vergeht, wir werden alt.
Die Beschwerden, das Kreuz, die Beine. Ach auch die Erdanziehung wird mit dem Alter immer stärker.
Na, ja. Was soll`s. Wir haben ja uns.
Knapp vor Mitternacht unser letzter gemeinsame Ausflug. Wir flogen zu unserem Lieblingsplätzchen.
Wir genossen die Sterne, den Mond der beim Fenster herein leuchtete.
Es war der letzte Flug.
Ich konnte meine Flügel nicht mehr bewegen. Bei Finni ging gar nicht`s mehr.
Ich halt Sie nun im Arm.
Es sind nur mehr Minuten mein heutiger Tag. Die Zeit wird knapp.
Das war`s nun. "Mein Tag" und Tschüss.

Edi die
Eintagsfliege

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